Pflegeaufgaben und Selbstpflege für Angehörige

Mit welchen Pflegeaufgaben werden Angehörige konfrontiert?

Eine chronische Erkrankung wie Demenz, ein schwerer Unfall oder ein Schlaganfall können dazu führen, dass ein Angehöriger gepflegt werden muss.  Der Betroffene kann den Alltag nicht mehr allein bewältigen und ist auf tägliche Hilfe angewiesen. Für den Pflegenden kommt eine Vielzahl an neuen Aufgaben hinzu. Um die Pflege richtig zu vollziehen, ist es sinnvoll, an einem kostenlosen Pflegekurs teilzunehmen.

Für den Angehörigen ist es meist sehr schwer, von anderen Personen abhängig und völlig ausgeliefert zu sein. Daher sollte eine achtsame verbale und nonverbale Kommunikation stattfinden, um das Gefühl des Kontrollliert werden und der Bevormundung bei dem Angehörigen zu vermeiden. Um den Pflegebedürftigen weiterhin das Gefühl zu vermitteln, dass er ernst genommen und als vollwertiger Gesprächspartner gesehen wird, können Gespräche über den Tagesablauf, über die vergangenen Tage oder über geplante Ausflüge geführt werden. Die richtige Körperpflege muss erst erlernt werden und wird nicht von Anfang perfekt laufen. Kleine Fehler und Unsicherheiten sind zu Beginn völlig normal und sollten kein Grund zum Zweifeln sein. Mit jedem Tag wird es besser. Falls eine Abwehrhaltung auftritt, sollten beide Beteiligten darüber sprechen und Unklarheiten beseitigen. Hilfreiche Tipps kann man bei Gesprächen mit Gleichgesinnten erhalten. Pflegekurse oder Selbsthilfegruppen sind ein idealer Ort, um über die Probleme, Sorgen und Ängste zu sprechen.

Körper- und Hautpflege

Die Pflege des Körpers und der Haut sind wesentliche Bestandteile der Pflegearbeit. Da es sich meist um die eigenen Eltern oder den Partner handelt, ist es für den Angehörigen und für den Pflegenden nichts Befremdliches und Unangenehmes, wenn es um die Körper-, Haut- und Intimpflege geht. Es ist jedoch wichtig, dass einige Dinge beachtet werden. Auch wenn der Angehörige nicht mehr in der Lage ist, sich zu äußern und seine Ängste und Wünsche mitzuteilen, muss Respekt bewahrt werden. Auch in schwierigen Situationen muss der pflegebedürftige Mensch als gleichberechtigter Partner behandelt werden.

Wenn die Körperpflege ansteht, ist eine angenehme Umgebung sehr wichtig. Die Raum- und Wassertemperatur muss für die pflegebedürftige Person angenehm sein. Fenster und Türen sollten geschlossen werden, um die Privats- und Intimsphäre zu wahren und um einen kalten Luftzug zu vermeiden. Jeder Schritt sollte erklärt und angekündigt werden. Die Körperteile, die gerade nicht gereinigt werden, können abgedeckt werden, damit sich der Angehörige wohler und weniger ausgeliefert fühlt. Während des Waschens und Eincremens ist es wichtig, allgemeine Gespräche zu führen. Soweit wie es möglich ist, kann der Angehörige beim Waschen und Eincremen behilflich sein. Dadurch werden die noch vorhandenen Fähigkeiten gefördert und das Selbstwertgefühl wird gestärkt. Die Körperpflege sollte immer von oben nach unten erfolgen. Rückstände von Seife und Shampoo müssen immer vollständig entfernt werden. Besonders die Hautfalten dürfen nicht vergessen werden.

Intimpflege

Bei der Intimpflege sollte immer darauf geachtet werden, dass Fenster, Türen und im besten Fall auch Vorhänge geschlossen sind. Andere Personen sollten während der Pflege des Intimbereichs den Raum verlassen. Die benötigten Utensilien immer schon vorher bereitlegen. Dazu gehört ein Einmal-Waschlappen, eine pH-neutrale Lotion und Handtücher. Der Pflegende muss Einmalhandschuhe tragen. Findet die Pflege im Bett statt, werden Bettschutzeinlagen untergelegt. Jeder Schritt sollte dem Angehörigen erklärt und angekündigt werden. Nach der Wäsche müssen alle Hautstellen und -falten gut getrocknet werden, um wunde Stellen zu verhindern.

Mund- und Zahnpflege

Die häufigsten Erkrankungen, die eine häusliche Pflege erfordern, sind Diabetes, Demenz, Schlaganfall, Parkinson und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. All diese Krankheiten wirken sich auf die Mundgesundheit aus. Diabetes verursacht häufig Zahnfleischentzündungen, Demenzkranke vergessen das Zähne putzen und Herz-Kreislauf-Medikamente können den Speichelfluss verringern. Deshalb ist es wichtig, sich gut um die Zahngesundheit zu kümmern. Die Zähne und deren Zwischenräume sollten zweimal am Tag gereinigt werden. Durch die Verwendung einer weichen Zahnbürste verringert sich das Verletzungsrisiko. Regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt sind genauso wichtig, wie eine professionelle Zahnreinigung. Die Verabreichung von zuckerfreien Bonbons und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr erhöhen den Speichelfluss. Die Zahnbürsten müssen regelmäßig erneuert werden. Besonders nach einer Erkältung oder einer Infektion. Milde Zahncremes reizen die Schleimhaut deutlich weniger. Nach den Mahlzeiten ist es wichtig, dass Prothesen gereinigt werden.

Verabreichung von Medikamente

Die meisten pflegebedürftigen Menschen müssen täglich Medikamente zu sich nehmen. Da diese Aufgabe der Pflegende übernehmen muss, ist es wichtig, dass Fachwissen vorhanden ist, um Überdosierungen oder Verwechslungen zu vermeiden.

Ein Medikamentenplan eignet sich sehr gut, um den Überblick zu behalten und Fehler zu vermeiden. Dieser muss jedoch regelmäßig aktualisiert werden. Professionelle Pflegekräfte arbeiten mit der 5-R-Regel oder auch mit der 6-R-Regel. Diese beinhaltet 5 oder 6 Regeln.

  1. Richtiger Patient
  2. Richtiges Medikament
  3. Richtige Dosierung und Konzentration
  4. Richtige Art der Verabreichung
  5. Richtiger Zeitpunkt
  6. Richtige Anordnung des Arztes

Diese Regeln sind auch in der häuslichen Pflege sehr hilfreich. Bei der Gabe der Medikamente muss der Pflegende die Arzneimittel und deren Wirkung kennen. Auch die Applikationsart sollte beherrscht werden. An die Angaben im Medikamentenplan muss sich strikt gehalten werden.

Hygiene

Eine gute Hygiene ist bei der Pflege eines Angehörigen unerlässlich. An erster Stelle steht das richtige und regelmäßige Händewaschen. Dies geschieht unter fließendem Wasser. Die Hände sollten mindestens 30 Sekunden mit der Seife eingerieben werden. Anschließend werden sie desinfiziert. Leidet der Angehörige an einer ansteckenden Infektionskrankheit oder muss er vor Viren und Bakterien geschützt werden, ist ein hygienisches Umfeld wichtig. Der Pflegende selbst sollte vor jeder Medikamentengabe und vor jeder Zubereitung von Mahlzeiten die Hände gründlich waschen. Bei der Intimpflege sind Einmalhandschuhe zu tragen.

Dabei nicht vergessen: Selbstpflege für Angehörige

Die Pflegenden leiden sehr häufig untern den alltäglichen Belastungen und anfallenden Arbeiten. Wenn Rückenschmerzen, Knieschmerzen, ein Gefühl der Überforderung, depressive Niedergeschlagenheit, Magenbeschwerden, Schlafstörungen oder Herz-Kreislauf-Probleme auftreten, ist es an der Zeit, etwas kürzer zu treten und eine Auszeit zu nehmen. Dies kann durch eine stundenweise Betreuung oder durch eine Auszeit während einer Kur oder Reha geschehen. Es besteht auch die Möglichkeit, gemeinsam Urlaub in einem Pflegehotel zu machen.