Diabetes mellitus

Worauf pflegende Angehörige achten sollten

Diabetes mellitus gehört zu den häufig anzutreffenden Krankheiten in den industrialisierten Ländern. In Deutschland leben etwa 7-8 Millionen Diabetiker, das heißt gut jeder Zehnte Bundesbürger ist von dieser Erkrankung betroffen. Und gut die Hälfte der Betroffenen ist jenseits der 65 Jahre, das heißt Diabetes mellitus ist nicht nur eine typische Zivilisationskrankheit, sondern beschreibt ebenso ein typisches Beschwerdebild des alten Menschen. Hier handelt es sich in der Regel auch um den Typ-II-Diabetes. Nachvollziehbar, dass mit zunehmender Pflegebedürftigkeit des an Diabetes Typ II erkrankten Betroffenen auch Problemfelder und neue Aufgaben für die pflegenden Angehörigen auftreten. In diesem Ratgeber erfahren Sie mehr zu den theoretischen Grundlagen und den typischen Pflegeproblemen im Alltag.

Inhaltsverzeichnis

  • Grundkenntnisse zur Diabetes
    • Symptome
    • Ursachen
    • Folgeerkrankungen und Komplikationen
    • Therapie
  • Pflegeprobleme und Tipps für pflegende Angehörige
    • Umgang mit Notfallsituationen
    • Unterstützung bei der Medikamentengabe
    • Einfluss von Ernährung und Bewegung
    • Essen und Trinken
    • Hilfe beim Bewegen
    • Hilfe bei der Körperpflege

Grundkenntnisse zur Diabetes

Symptome

Das Hauptanzeichen einer Diabetes-Erkrankung ist die chronische Erhöhung des Blutzuckerspiegels, die durch verschiedene Ursachen entstehen kann. Nicht selten bleibt dieses Anzeichen lange Zeit unerkannt, denn es geht nicht immer mit weiteren Symptomen und Begleiterscheinungen einher. Diabetes ist nämlich oftmals eine Zufallsdiagnose, die bei durchgeführten Check-ups in der Hausarztpraxis oder notwendigen Krankenhausaufenthalten aufgrund anderer Krankheitsbilder ganz beiläufig gestellt wird. Neben der Erhöhung des Blutzuckerspiegels, die mittels eines Bluttests festgestellt wird, können noch viele weitere Symptome und Begleiterscheinungen auftreten. Hierzu gehören:

  • Vermehrter Durst
  • Vermehrtes Wasser lassen und damit verbunden unter Umständen Harninkontinenz
  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit
  • Leistungsdefizite
  • Unerklärliche Gewichtsveränderungen (sowohl Gewichtszu-, als auch –Abnahme möglich)
  • Heißhungerattacken
  • Erhöhte Infektneigung
  • Hauttrockenheit in Verbindung mit oder ohne Juckreiz
  • Wundheilungsstörungen
  • Häufige Muskelkrämpfe
  • Störungen der Libido und Potenz
  • Sehstörungen

Ein zufällig diagnostizierter Wert eines erhöhten Blutzuckerspiegels führt aber auch nicht sofort zur Diagnose „Diabetes mellitus“, denn dieser kann auch nach einer kohlenhydratreichen Mahlzeit auftreten oder durch Medikamente hervorgerufen werden (zum Beispiel Kortison). Erst mehrere auffällige Werte, die im Verlauf eines oder mehrerer Tage (Blutzuckertagesprofil) auftreten, geben einen einschlägigen Hinweis auf eine Diabetes-Erkrankung. Zudem kann noch ein weiterer Wert laborchemisch kontrolliert werden, der Hinweise darauf gibt, ob die Blutzuckererhöhung schon länger den Körper belastet. Hierbei handelt es sich um den HbA1c-Wert, der nüchtern über eine Venenblutentnahme abgenommen werden sollte.

Ursachen

Im Gegensatz zur Typ-I-Diabetes-Krankheit spielen beim Typ-II mehrere Faktoren zusammen, die letztlich zur Erkrankung führen. Ein meist multifaktorielles Geschehen an:

  • Erblicher Vorbelastung
  • Dauerhafter Fehlernährung
  • Bewegungsmangel
  • Übergewicht
  • Zigarettenrauchen
  • Bluthochdruck und
  • Höherem Lebensalter

führt dazu, dass zum einen die Insulinausschüttung der Bauchspeicheldrüse reduziert ist und zum anderen die Körperzellen weniger sensibel auf die Insulinausschüttung reagieren. Insulin ist das Hormon, welches in den Körperzellen dafür sorgt, dass der im Blut nach Mahlzeiten vorhandene Zucker (Glukose) aufgenommen wird. Ist weniger Insulin vorhanden und reagieren die Körperzellen weniger gut auf Insulin, wird auch weniger Glukose aus dem Blut aufgenommen und die Konzentration an Glukose im Blut sinkt nicht oder nur wenig.

Folgeerkrankungen und Komplikationen

Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel führt zu vielen Folgeerkrankungen, die aus der Schädigung von kleineren und größeren Arteriolen in den verschiedenen Organen und häufig auch Nerven durch die hohe Konzentration an Glukosemolekülen herrührt. Am häufigsten resultieren folgende Begleiterkrankungen:

  • Herzinfarkt und Schlaganfall
  • Netzhautschäden (diabetische Retinopathie)
  • Nervenschäden (diabetische Neuropathie, diabetisches Fußsyndrom)
  • Nierenschäden (diabetische Nephropathie)
  • Depression

Die gefürchtetsten Komplikationen im Zusammenhang mit Diabetes mellitus sind Stoffwechselentgleisungen, die so schwerwiegend sein können, dass sie lebensbedrohliche Zustände hervorrufen können. Hierbei geht es um Verschiebungen des Blutzuckerwertes in beide Extreme:

  • Ein Absinken des Blutzuckerwertes unter 3,5 mmol/l bzw. 40 mg/dl (Hypoglykämie)
  • Eine Erhöhung des Blutzuckerspiegels über 11,1 mmol/l bzw. 200 mg/dl (Hyperglykämie)
  • Das diabetische Koma mit Werten jenseits von 33 mmol/l bzw. 600 mg/dl

Wie Sie am besten mit diesen Komplikationen umgehen sollten, erfahren Sie im Abschnitt „Umgang mit Notfallsituationen“.

Therapie und Behandlung

Es gibt eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten im Kampf gegen den Diabetes. Nicht selten bringt schon eine Verbesserung in der Lebensführung (Bewegung, Ernährung, Übergewicht) eine Verbesserung oder sogar ein Verschwinden der Symptome. Aber auch das medikamentöse Repertoire bietet einige Wege, die Blutzuckerwerte wieder ins richtige Lot zu bringen. Und nicht immer muss es dabei gleich die tägliche Injektion von Insulin sein. Bei leichten Formen reicht mitunter schon eine morgendliche Medikamenteneinnahme in Kombination mit einer leichten Diät. Aber auch wenn es auf eine Insulintherapie hinausläuft, ist das noch lange kein Grund zur Sorge. Viele Betroffene und ihre pflegenden Angehörigen kommen auch damit im häuslichen Umfeld sehr gut zurecht. Es benötigt nur anfangs etwas Mut und Vertrauen in die eigene Kompetenz.

Typische Pflegeprobleme rund um den Diabetes

Umgang mit Notfallsituationen

Wer einen an Diabetes erkrankten Angehörigen pflegt, sollte sich über das Erkennen von kritischen Situationen und den Umgang damit informieren. Hierfür werden Diabetiker-Schulungen angeboten, die Sie gemeinsam mit oder auch ohne Ihren zu pflegenden Angehörigen besuchen können. Dort werden Ihnen nicht nur die notwendigen Skills im Umgang mit Diabetes vermittelt, sondern Sie erhalten auch einen umfassenden Einblick in mögliche Notfallsituationen.

Hypoglykämie:

Ein zu niedriger Blutzuckerwert kann verschiedene Ursachen haben und sich durch folgende Symptome bemerkbar machen:

  • Kaltschweißigkeit
  • Blässe
  • Erhöhter Puls
  • Heißhunger
  • Zittern
  • Innere Unruhe
  • Konzentrationsschwäche bis zur Verwirrtheit

Erstmaßnahme ist nach einer Messung des Blutzuckerwertes die Verabreichung von Traubenzucker oder zuckerhaltigen Getränken (zum Beispiel Apfelsaft), damit der Blutzucker schnell wieder ansteigt. Reiner Traubenzucker und Säfte bieten sich hier am besten an, da der enthaltene Zucker schnell ins Blut aufgenommen werden kann, ohne dass viele Verdauungsschritte notwendig sind. Wird die Unterzuckerung eher zufällig erkannt und tritt ohne Symptome auf, ist der Wert für den Körper noch tolerabel. In diesem Fall ist zwar Gefahr in Verzug, aber der Zustand ist für den Körper noch nicht lebensbedrohlich. Hier bietet es sich an, den Blutzuckerwert langsam ansteigen zu lassen, indem Sie Ihrem zu pflegenden Angehörigen eine Mahlzeit mit komplexen Kohlenhydraten anbieten. Diese Maßnahme kann einem zu schnellen und nicht unbedingt notwendigen Blutzuckeranstieg entgegenwirken.

Nicht immer geht die Hypoglykämie mit solchen offensichtlichen Symptomen einher. Gerade langjährige Diabetiker zeigen im Stadium der Unterzuckerung lange Zeit gar keine Symptome, sondern werden unbehandelt irgendwann ohne erkennbare Ursache bewusstlos. Finden Sie Ihren zu pflegenden Angehörigen bewusstlos auf oder wird er vor Ihren Augen bewusstlos, ist umgehend medizinische Hilfe (Notrufnummer 112) hinzuzuziehen.

Hyperglykämie:

Zu hohe Blutzuckerwerte entstehen meist durch eine nicht adäquat verordnete oder nicht regelmäßig durchgeführte Therapie in Kombination mit einer kohlenhydratreichen Ernährung. Leicht erhöhte Werte bleiben in der Regel symptomlos und werden meist zufällig bei Kontrollen auffällig. Stark erhöhte Blutzuckerwerte können sich durch folgende Symptome bemerkbar machen:

  • Übelkeit
  • Schwindel
  • Starkes Durstgefühl
  • Häufiges Wasserlassen
  • Müdigkeit und Antriebsschwäche

Finden keine angepassten Gegenmaßnahmen statt, können sich Bewusstseinsstörungen bis hin zu Bewusstlosigkeit einstellen und es kommt zum diabetischen Koma. Bei Bewusstlosigkeit und Bewusstseinsstörungen ist auch hier  immer der Notdienst zu informieren. In jedem Fall sind blutzuckersenkende Maßnahmen, wie Insulininjektionen, notwendig, die in Absprache mit dem Arzt verabreicht werden. Leichte Überzuckerungen können oft auch ohne einen Arzt behandelt werden, sofern ein vom Arzt verordneter Anpassungsplan für Insulininjektionen vorliegt. Hiernach sollten unbedingt engmaschige Blutzuckerkontrollen erfolgen, um ein Abrutschen in eine Unterzuckerung zu vermeiden.

Unterstützung bei der Medikamentengabe – worauf muss man achten

Bei der Behandlung von Diabetes werden viele Medikamente in verschiedenen Darreichungsformen eingesetzt, die eine gewisse Achtsamkeit erfordern.

Behandlung von Diabetes mit Tabletten:

Leichte Diabetesformen können in der Regel ganz gut mit einem oralen Antidiabetikum behandelt werden. Für die Einnahme gibt es einige Verhaltensweisen, die  im Folgenden erläutert werden:

  • Einnahme während oder nach dem Essen, um Nebenwirkungen zu reduzieren
  • Nach der Einnahme immer etwas essen, da sonst eine Unterzuckerung entstehen kann
  • Einnahme pausieren, wenn ein Nüchtern sein (vor OP, vor Blutentnahme) notwendig ist
  • Alkohol 2 Stunden vor und nach der Einnahme meiden, da er mögliche Nebenwirkungen verstärkt

Behandlung von Diabetes mit Insulininjektionen:

Schwerere Formen der Diabetes-Erkrankung werden mit regelmäßigen Injektionen von Insulin behandelt. Hier besteht ein erhöhtes Risiko der Über- und Unterdosierung, weshalb es dringend notwendig ist, dass Sie sich an die ärztlichen Vorgaben halten. Betroffene, deren Blutzuckerwerte keine allzu große Schwankungsbreite aufweisen, erhalten in der Regel ein festes Schema an Insulineinheiten, die zu den Mahlzeiten injiziert werden müssen. Betroffene, deren Blutzuckerwerte eine große Schwankungsbreite aufweisen, erhalten einen Anpassungsplan, der die notwendigen Insulineinheiten nach dem zuvor gemessenen Blutzuckerwert aufschlüsselt. Hier bedarf es sowohl beim Messen des Blutzuckers, als auch bei der Wahl der Dosis einer großen Achtsamkeit, um Über- und Unterdosierungen zu vermeiden. Die Durchführung von Blutzuckermessungen und Insulininjektionen können Sie sich vom medizinischen Personal im Krankenhaus, der Hausarztpraxis oder dem ambulanten Pflegedienst zeigen lassen. Beide Maßnahmen verursachen zwar bei ihrem Angehörigen einen kleinen Piecks, sind jedoch in der Regel nicht schmerzhaft. Sie brauchen also wirklich keine Angst haben, sondern lediglich etwas Mut und Vertrauen in Ihre Handlungen. Außerdem sollten Sie beim Umgang mit Insulin folgende Hinweise beachten:

  • Messen Sie den Blutzucker etwa 30 Minuten vor der Mahlzeit.
  • Achten Sie darauf, dass Ihre Hände und die Fingerkuppe oder das Ohrläppchen Ihres zu pflegenden Angehörigen vor dem Messen und Injizieren sauber und trocken sind.
  • Dokumentieren Sie den Wert.
  • Lagern Sie unangebrochene Insulinpens im Kühlschrank.
  • Testen Sie die Durchlässigkeit der Kanüle, wenn Sie diese gewechselt haben, indem Sie 2 Einheiten aufziehen und auf ein Tuch spritzen. Ist ein Flüssigkeitstropfen zu sehen, ist die Kanüle durchgängig.
  • Besprechen Sie mit dem Hausarzt, wie oft Sie die Kanüle wechseln sollten.
  • Achten Sie auf die Richtigkeit der gewählten Insulindosis und stellen Sie diese am Insulinpen ein.
  • Mischen Sie trübe Insuline vor der Verabreichung durch mehrmaliges Schwenken, da es sich hierbei dann um Mischinsuline handelt.
  • Wechseln Sie die Stelle der Injektion, um Gewebeschäden zu vermeiden.
  • Injizieren Sie kurzwirksame Insuline in den Bauch und langwirksame Insuline in den Oberschenkel.
  • Begleiten Sie Ihren zu pflegenden Angehörigen regelmäßig zu den Kontrolluntersuchungen, um Fehldosierungen frühzeitig erkennen zu können.

Der unterschätzte Einfluss von Bewegung und Ernährung

Die medizinische Forschung ist in der Behandlung des Diabetes sehr weit fortgeschritten und es gibt allerlei Präparate, die dem Betroffenen auch bei schweren Formen Lebensqualität sichern. Nichtsdestotrotz haben die Säulen Ernährung und Bewegung erheblichen Einfluss auf die Stoffwechsellage und damit auch auf die Ausprägung des Diabetes. Gerade Betroffene, die im Vorfeld einen Lebensstil verfolgten, der nicht unbedingt dem „gesunden Lebensstil“ nahe kam, können durch kleine Veränderungen der Lebensführung erhebliche Verbesserungen erreichen. Natürlich ist es kein Kinderspiel eingefahrene Verhaltensmuster, wie beispielsweise das große Stück Torte am Nachmittag oder die 2 Weizenbrötchen mit Butter und Honig, zu ändern. Aber gerade bei Neudiagnose, eine Phase, in der ohnehin vieles im Umbruch ist, könnten solche Verhaltensänderungen vertrauensvoll angesprochen und gemeinsam verändert werden. Wobei hier Betonung auf dem Wörtchen „vertrauensvoll“ liegt, denn dem an Diabetes leidenden Betroffenen helfen Vorwürfe nicht weiter. Er weiß, dass er in der Regel selbst zu verantworten hat, dass er an Diabetes erkrankt ist. Viel wichtiger ist für ihn in dieser Situation, dass er auf Ihre Unterstützung und Ihren halt bauen kann und Sie gemeinsam nach möglichen Änderungen suchen.

Beispiele für Änderungen der Lebensführung könnten sein:

  • gesunde Pflanzenfette, statt Butter
  • Vollkornmehlprodukte, statt Weizenmehlprodukte
  • zuckerreduzierte Marmelade, statt Honig
  • mageres Geflügel und Fisch, statt fettreiche Wurst und Schweinefleisch
  • Wasser und Tee, statt Brause
  • Wöchentlicher Besuch im Schwimmbad (zum Beispiel Rentnerschwimmen, Aqua Fitness)
  • Morgendlicher Spaziergang
  • Fitnessübungen für Zuhause (zum Beispiel Seniorenprogramme)

Essen und Trinken – Lebensqualität trotz Diabetes

Der obige Abschnitt klingt im ersten Moment sehr nach Verzicht und Entsagung. Doch darauf soll es definitiv nicht hinauslaufen. Natürlich, sowohl die Ernährung, als auch Bewegung haben entscheidenden Einfluss auf den Blutzuckerspiegel. So kann beispielsweise ein moderater Spaziergang am Mittag den Blutzuckerspiegel nach einer üppigen Mahlzeit wieder ins Lot bringen. Und genau das ist nämlich auch der Punkt. Weder soll der Diabetiker strikt auch jeglichen Kuchen verzichten oder seinen Tagesablauf mit den sagenumwobenen moderaten Spaziergängen vollstopfen. Die Menge macht`s nämlich auch hier. Gegen ein Stück Kuchen einmal pro Woche oder bei Ausnahmen (Geburtstage, Feiertage) auch mal 2-3 pro Woche, ist nichts einzuwenden, solange es keine Regelmäßigkeit wird und täglich abläuft. Das große Ziel ist es, den Blutzuckerwert so stabil wie möglich im Normbereich zu halten. Aber ständiger Verzicht und Entsagung fördern das Gefühl von Gängelung und Geißelung und stehen damit einem offenen und annehmenden Umgang mit der Krankheit entgegen. Stattdessen fördern sie Wut und Abneigung, die Krankheit wird als Klotz am Bein wahrgenommen und notwendige Behandlungswege offensiv oder defensiv boykottiert.

Hilfe beim Bewegen- Risiken minimieren

Weiter oben haben wir den sehr großen Vorteil von Bewegen im Behandlungsregime von Diabetes-Erkrankungen beleuchtet. Jedoch entstehen in der Kombination Diabetes mit Sport und Bewegung auch Spannungsfelder, die wir nun näher erklären wollen.

  • Sport und Bewegung reduziert den Blutzuckerspiegel: Für jegliche Muskelarbeit benötigt der Körper Energie, die er unter anderem aus den Glukosemolekülen im Blut gewinnt. Folglich senkt körperliche Betätigung den Blutzuckerspiegel – ein Effekt, der im Behandlungsregime des Diabetes durchaus gewollt ist. Jedoch können hieraus auch schnell prekäre Situationen für Ihren zu pflegenden Angehörigen entstehen. Nämlich dann, wenn er ungewöhnlich viel Bewegungsanforderungen ausgesetzt ist und nicht genügend Erholungs- und Esspausen eingelegt werden. Ein häufiges Szenario ist deshalb eine Unterzuckerung nach einem gemeinsamen Familientag mit den Enkeln. Das heißt natürlich nicht, dass solche Aktivitäten nicht mehr durchgeführt werden sollten. Aber bereiten Sie sich ausreichend darauf vor:
  • Sorgen Sie für ausreichend Erholungspausen während des Ausfluges.
  • Nehmen Sie transportable Speisen mit und sorgen Sie so dafür, dass auch bei Ausflügen der ungefähre Abstand zwischen den Mahlzeiten eingehalten wird.
  • Nehmen Sie alle notwendigen Utensilien (Blutzuckermessgerät und Teststreifen, Insulinpen, Diabetiker-Tagebuch, Handy) mit.
  • Halten Sie Notfallrationen an zuckerhaltigen Lebensmitteln schnell zugänglich bereit (Traubenzuckersticks, Apfelsaftpäckchen).

 

  • Erhöhtes Sturzrisiko durch Begleiterkrankungen: Diabetes kann zu zahlreichen Begleiterkrankungen führen, die das ohnehin schon vorhandene Sturzrisiko von pflegebedürftigen Menschen noch zusätzlich erhöhen. Dazu zählen zum Beispiel Sensibilitätsstörungen, Nervenschädigungen und Sehstörungen. Sorgen Sie deshalb dafür, dass Sie die Wohnung und Umgebung Ihres zu pflegenden Angehörigen entsprechend anpassen:
  • Räumen Sie offensichtliche Stolperfallen weg.
  • Sorgen Sie für ausreichend Beleuchtung in der Wohnung.
  • Montieren Sie Haltegriffe und Geländer fest und stoßsicher, wenn Sie notwendig werden.
  • Sorgen Sie für passendes und sicheres Schuhwerk.
  • Sorgen Sie dafür, dass die Sehhilfen in Reichweite sind und erinnern Sie Ihren zu pflegenden Angehörigen wenn nötig zum Tragen der Sehhilfe.

Hilfe bei der Körperpflege – Sorgfalt ist das A und O

Auch bei der Körperpflege sind mit der Diabetes-Erkrankung Ihres zu pflegenden Angehörigen Punkte verbunden, die eine besondere Achtsamkeit notwendig machen. Die Haut von Diabetikern kann durch die häufigen Blutzuckerschwankungen sehr trocken sein und sollte daher regelmäßig mit einer parfümfreien Lotion gepflegt werden. Mit dieser Maßnahme stellen Sie auch eine regelmäßige Hautbeobachtung auch der weniger offensichtlichen Hautareale sicher, denn Diabetiker-Haut ist sehr anfällig für Infektionen und Wunden. Durch die Nervenschädigung und Mangeldurchblutung kann sich hieraus gerade bei Diabetikern schnell eine ausgeprägte Wundheilungsstörung entwickeln. Nehmen Sie deshalb auch kleinere Wunden ernst, beobachten Sie diese und suchen Sie frühzeitig einen Arzt auf, wenn Wunden nicht heilen. Schenken Sie dabei den Füßen und gerade den Fußsohlen besondere Aufmerksamkeit. Liegen Wundheilungsstörungen, Entzündungen oder Pilzerkrankungen der Füße vor, kann der behandelnde Arzt ein Rezept über eine medizinische Fußpflege ausstellen. In diesem Fall ist die Leistung als Kassenleistung abrechenbar. Aber auch ohne vorliegende Erkrankung im Bereich der Füße ist es ratsam im Abstand von 4-8 Wochen einen Podologen aufzusuchen oder ins Haus kommen zu lassen. Mit im Schnitt 25€ pro Sitzung ist die Anwendung zwar nicht unbedingt preiswert, aber Sie erkaufen sich damit zumindest ein Stückweit die Sicherheit, dass die Füße ihres zu pflegenden Angehörigen in guten Händen sind, Komplikationen frühzeitig von geschulten Augen erkannt werden und entsprechende Behandlungsschritte eingeleitet werden.