Polyarthritis – Was versteht man unter dieser Krankheit?

Bei einer Polyarthritis handelt es sich um eine der häufigsten entzündlichen Gelenkerkrankungen mit circa 700.000 Fällen in Deutschland. Sie wird auch als chronische Polyarthritis oder – international – als rheumatoide Arthritis bezeichnet.

Ihre Symptome werden durch Entzündungen verursacht, die an mehreren Gelenken auftreten. Dass diese entzündlichen Prozesse ebenfalls auf Organe übertreten können, unterscheidet die rheumatoide Polyarthritis von anderen rheumatischen Erkrankungen.

Was ist eine chronische Polyarthritis?

Als Abgrenzung zur akuten Verlaufsform spricht man ab einer Krankheitsdauer von mehr als 6 Wochen von einer chronischen Polyarthritis.


Nützliche Alltagshilfen


Welche Ursachen gibt es?

Eine große Rolle spielt hierbei das menschliche Immunsystem, welches normalerweise in der Lage ist körpereigenes von körperfremdem Material zu unterscheiden. Da es sich bei dieser Gelenkentzündung um eine Autoimmunerkrankung handelt, gelingt die zielgerichtete Abwehr gegen Keime ab einem bestimmten Zeitpunkt allerdings nicht mehr. Die Folge: Die Abwehrzellen richten sich gegen den eigenen Körper und es wird eine Entzündung ausgelöst.

Zusätzlich kommen Zytokine – Hormone, die Entzündungen fördern – sowie der regelmäßige Konsum von Nikotin als Ursachen infrage.
Warum es aber letztendlich zum Ausbruch dieser Krankheit kommt, ist bis zum heutigen Tage noch nicht vollständig geklärt. Bekannt ist nur, dass Frauen bis zu dreimal häufiger davon betroffen sind als Männer und ebenso genetische Faktoren von Bedeutung sein könnten.

Wie wird die Diagnose bei einer Polyarthritis gestellt?

Ob es sich tatsächlich um diese Art der Gelenkentzündung handelt, ist für die Ärzte oftmals nicht allzu leicht festzustellen. Zu Beginn bleiben die Blutwerte noch vollkommen unverändert und Rheumafaktoren sind nicht zu erkennen.
Zu einem fortgeschrittenen Zeitpunkt können die Kriterien des American College of Rheumatology (ACR-Kriterien) zur Diagnostik herangezogen werden. Diese List umfasst typische Symptome, wie unter anderem die Morgensteifigkeit, Rheumaknoten, Rheumafaktoren im Blut oder eine Arthritis der Hand. Leidet der Patient unter 4 oder mehr dieser Anzeichen, kann dies als nützlicher Hinweis dienen.
Aktive Entzündungen können per Ultraschall, Szintigrafie oder Magnetresonanztherapie (MRT) sichtbar gemacht werden. In einem späteren Stadium sind die Gelenkveränderungen auch mit bloßem Auge zu erkennen.
Im Allgemeinen gilt, dass die Erkrankung möglichst frühzeitig erkannt werden sollte, um eine adäquate Therapie zu gewährleisten und den Verlauf zu verlangsamen. Bei einem bestehenden Verdacht empfiehlt sich aufgrund dessen immer der zeitnahe Besuch eines spezialisierten Rheumatologen.

Welche Symptome können auftreten?

Die rheumatoide Arthritis kann in jedem Alter auftreten, sie betrifft aber größtenteils Menschen zwischen dem 35. und 50. Lebensjahr. Je älter ein Mensch ist, desto höher ist seine Wahrscheinlichkeit daran zu erkranken.
Bei den Anfangssymptomen handelt es sich um die klassischen Entzündungszeichen, welche zunächst in den kleinen Gelenken an den Fingern oder Zehen auftreten:

  • Schwellung
  • Rötung
  • Überwärmung
  • Schmerzen (zum Beispiel beim Händeschütteln)
  • Funktionseinschränkung

Zudem kann es zu einer allgemeinen Schwäche, Appetitlosigkeit und einer mindestens einstündigen Morgensteifigkeit in den Gelenken kommen.

Wie verläuft die Polyarthritis?

Je nach Patient kommt es zu einem unterschiedlichen Verlauf. Fest steht aber, dass sich stets Schübe mit schubfreien Phasen abwechseln.
Diese akuten Ausbrüche sind zeitlich begrenzt und verschlimmern die vorliegende Symptomatik. Es können verstärkt Müdigkeit, Fieber oder erhöhte Temperaturen und depressive Verstimmungen hinzukommen. Nach Abklingen eines Schubs wird oftmals bezüglich der Krankheitszeichen die vorherige Situation nicht wieder erreicht, sondern ein etwas schlechteres Level beibehalten.

Komplikationen bei Polyarthirtis

Mit dem weiteren Verlauf der Krankheit – oder aber, wenn keine Behandlung erfolgt – besteht die Wahrscheinlichkeit für weitreichende Komplikationen:

  1. Übergreifen der Entzündungen auf den restlichen Körper: Es sind dann nicht mehr nur die ursprünglich betroffenen Gelenke entzündet, sondern auch die Knie, Sprunggelenke, Ellbogen, Handgelenke sowie die Halswirbelsäule. Obendrein können Augen und Blutgefäße davon beeinträchtigt werden.
  2. Weichteilbefall: Die Entzündungen greifen auf die Weichteile über und befallen die Schleimbeutel und Sehnenscheiden. Im schlimmsten Fall werden zusätzlich der Herzbeutel und das Rippenfell angegriffen, was lebensbedrohliche Ausmaße annehmen kann. In der Lunge kann es zu einer Vermehrung des Bindegewebes kommen, womit die Möglichkeit zur Sauerstoffaufnahme sinkt.
  3. Entwicklung von Rheumaknoten: In einigen Fällen bilden sich kleine, verschiebbare Knoten unter der Haut. Diese sogenannten Rheumaknoten befinden sich überwiegend an Knochenvorsprüngen, Bändern und Sehnen.
  4. Zerstörung der Knochen: Sind gewisse Bereiche des Körpers, wie die Knochen, über längere Zeit immer wieder entzündet, kann es dort zu Substanzschäden kommen. Die Gelenke verformen sich, was zu Fehlstellungen und somit Bewegungseinschränkungen führt. Auch die Greifkraft lässt nach, wodurch der Patient beispielsweise die Fähigkeit verliert eine Kaffeetasse in der Hand zu halten.
  5. Nervenschädigungen: Neben den Knochen und Gelenken können auch die dazugehörigen Nerven von den Entzündungen angegriffen werden. Es entstehen Sensibilitätsstörungen und Taubheitsgefühle. Ein klassisches Beispiel hierfür ist das Karpaltunnelsyndrom, bei dem der Nervus medianus im Handgelenk beeinträchtigt wird.
  6. Entwicklung eines Sicca Syndroms: Gemeinsam mit der chronischen Polyarthritis tritt immer wieder auch das sogenannte Sicca Syndrom auf. Dabei greift das menschliche Immunsystem diejenigen Zellen an, die für die Produktion von Tränenflüssigkeit und Speichel verantwortlich sind. Die Folge: Es entstehen trockene Augen und ein trockener Mund.

Wie sehen die Behandlungsmöglichkeiten aus?

Diese Krankheit ist grundsätzlich nicht heilbar. Oberstes Ziel einer Therapie ist deshalb stets die Symptome zu lindern und vor allem die Schübe zu reduzieren.
Wichtig ist, dass die Patienten einen gesunden Lebensstil beibehalten oder sich aneignen, der folgendes beinhaltet:

  • Viel Bewegung (am besten an der frischen Luft)
  • Reduzierung von Übergewicht
  • Ausgewogene, nährstoffreiche Ernährung
  • Verzicht auf Fleisch (wirkt sauer auf den Körper und fördert Ausschüttung von Zytokinen)
  • Stärkung der Knochen mithilfe von Vitaminen und Kalzium (in Obst und Gemüse enthalten)
  • Vermeidung von Nikotin und Zigarettenrauch

Diese Maßnahmen lassen sich ebenfalls zur Prävention empfehlen, um einen ersten Ausbruch der Erkrankung zu verhindern.
Sind bereits Symptome aufgetreten, sollte schnellstmöglich mit einer Therapie begonnen werden. Die Knochen, Gelenke und andere Körperbestandteile sind dann noch nicht allzu schlimm geschädigt und es besteht eine Chance aggressive Schübe so gut es geht zu verhindern.
An oberster Stelle steht dabei die Schmerzbehandlung sowie die Bekämpfung der Entzündungsherde mit Medikamenten. Zeitgleich sollte Ergo- oder Physiotherapie erfolgen, um die Beweglichkeit in den Gelenken zu erhalten. Warme Bäder helfen verspannte Muskulatur wieder zu lockern und Schmerzen zu lindern. Es soll dem Patienten ermöglicht werden, seinen Alltag jederzeit so gut es geht alleine zu bewältigen.

Positive Auswirkungen haben sogenannte „Biologicals“ – Medikamente, die Entzündungen reduzieren und einen Fortschritt der Erkrankung aufhalten können. Aber auch alternative Heilmethoden wie Präparate aus Fischöl oder die Heilpflanze Teufelskralle sollen positive Ergebnisse erzielen. Vor jeglicher Medikamenteneinnahme muss immer ein Arzt aufgesucht und das Vorgehen mit ihm besprochen werden.
Ist die Erkrankung weiter fortgeschritten, können Injektionen hilfreich sein, mit denen ein entzündungshemmendes Mittel direkt in das Gelenk gespritzt wird. Gibt es gar keinen anderen Ausweg mehr, erfolgt die operative Versteifung der Gelenke beziehungsweise ein Gelenkersatz.

Polyarthritis

Bestehen noch weitere Hilfsmöglichkeiten?

Um mehr finanzielle und personelle Unterstützung zu erhalten, ergibt es Sinn einen Pflegegrad zu beantragen. Wird dieser erteilt, kann die Anschaffung von Hilfsmitteln sowie die Einstellung von Hilfskräften begründet und somit in den meisten Fällen finanziell übernommen werden.
Um den Patienten den Alltag zu erleichtern, gibt es außerdem einige Hilfsmittel:
Soll vor allem das Gehen wieder besser funktionieren und dadurch eine Sturzprophylaxe erfolgen, bietet sich die Anschaffung von Gehhilfen oder einem Rollator an. Orthopädische Schuheinlagen sind auch wirkungsvoll, solange sie die veränderte Fußstellung korrigieren können und somit eine Entlastung der Fuß- und Sprunggelenke erzeugen.
Weitere Angebote sind:

  • Haltegriffe für das Badezimmer (in der Dusche und neben der Toilette)
  • Greifzangen
  • Spezielle Flaschenöffner oder Antirutschfolie zum Flaschenöffnen
  • Schuhlöffel
  • Griffverdickungen für das Besteck
  • An- und Ausziehhilfen für Socken

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