Unser PflegeBlog befasst sich mit allen Themen rund um die Pflege und Pflege von Angehörigen. Es geht um informative und sinnvolle Beiträge, die Sie unterstützen und entlasten. Wer kann die besten Informationen geben? Richtig, pflegende Angehörige selbst! Aus diesem Grund möchten wir Erfahrungsberichte von anderen Angehörigen erstellen und veröffentlichen. Der Austausch ist enorm wichtig. Positive und negative Erfahrungen können weitergegeben werden. Tipps und Hinweise können beachtet werden. Die Situationen und Erzählungen von anderen Betroffenen kann helfen, die Herausforderungen der eigenen Pflegesituation zu meistern.
Pflegende Angehörige sprechen aus Erfahrung – Ein Interview
1. Beschreiben Sie Ihre Pflegesituation: Wir kam es dazu? Welche Pflegebedürftigkeit liegt vor? Wo und in welchem Umfang wird gepflegt? Wie sieht Ihr Pflegealltag aus?
Ich pflege seit meinem 14ten Lebensjahr ehrenamtlich und beruflich. Im Jahr 2002 kam mit einer nicht erkannten und zu spät behandelten chronisch aktiven Neuroborreliose bei meinem Vater mein erster privater Pflegefall dazu. Im Verlauf der Jahre pflegte ich drei meiner vier Großeltern immer über mehrere Jahre hinaus. Momentan pflege und betreue ich noch täglich meiner Vater und meine beiden Kinder (sechs und acht Jahre alt). Leider haben die Kinder Asthma und Neurodermitis von mir geerbt, dazu kommen noch Erkrankungen wie Migräne und Hormonstörungen. Mein pflegerischer Alltag beginnt um 6 Uhr morgens mit Grundpflege bei allen dreien und die Verabreichung vieler Medikamente. Wenn ich Glück habe und alle gesund sind, habe ich dann am Vormittag Zeit zu arbeiten (mein Vater klingelt nur an schlechten Tagen wenn er nicht alleine zurecht kommt) bis die Kinder mittags von der Schule kommen. Dann beginnt Behandlungspflege, Medikamentenüberwachung und das wichtigste – Arzttermine. Denn davon haben wir sehr viele. Am Abend dann erneut Grund- und Behandlungspflege. Nachts kann ich in ca. 50 % der Nächte von 23 Uhr an durchschlafen – hier geht es mir viel besser als ganz vielen Angehörigen da draußen.
2. Vor welchen Herausforderungen standen Sie am Anfang der Pflegesituation? Wo haben Sie sich informiert? Was musste zunächst organisiert werden?
Gerade bei kranken Kindern ist der Informationsfluss schlecht bis nicht vorhanden. Man ist auf fähige und motivierte Ärzte angewiesen – auch ein fehler denn es heißt ja „Pflegebedürftigkeit“ sollte hier nicht eine Pflegekraft als erster Ansprechpartner zur Verfügung stehen? Den Pflegegrad habe ich (obwohl von Fach) auch erst letztes Jahr beantragt. Ich habe diesem System der Desinformation den Kampf angesagt und mich auf die Pflegeberatung bei Kindern spezialisiert, es gibt unglaublich viel Bedarf an Information. Die Pflegekassen sind zu Beratungen verpflichtet, statt finden Pflegeberatungen extrem selten – und wenn dann meist telefonisch.
3. Können oder möchte Sie etwas zum Thema psychische und körperliche Belastung sagen? Kamen Sie an Grenzen? Wie haben Sie dieses Tief überwunden?
Ich bin durch die Pflege (beruflich und privat) mehrfach schwer erkrankt. So hatte ich blutende Magengeschwüre und Depressive Episoden. Gerade wenn bei mehreren Pfleglingen auf einmal eine akute Verschlechterung des Allgemeinzustandes eintritt (so haben/hatten jetzt gerade alle 3 Lungenentzündungen – Problem war nur: Ich auch!) ist es wichtig sich Hilfe zu holen und sich stundenweise Auszeiten zu gönnen und auf verständnisvolle Arbeitgeber zu hoffen!
4. Die Finanzierung der Pflege ist enorm wichtig. Gab es beim Antrag zum Pflegegrad Probleme? Wie lange hat es gedauert? Welche Leistungen nehmen Sie in Anspruch? Wo haben Sie den Ansprüchen auf Pflegeleistungen informiert?
Wir haben bei beiden Kindern nur Pflegegrad 1 bekommen! Nach Widerspruch (zweimal) wurde mir von der Kasse telefonisch mitgeteilt, dass man keine Chance vor dem Sozialgericht sehe und ich bitte 6 Monate Ruhe geben und dann einen Antrag auf Höherstufung stellen solle da werde man dann eine andere Gutachterin schicken. Dies läuft gerade in diesen Tagen jetzt an. Hier habe ich mich nicht gewehrt, weil ich keine Kraft dazu habe und hatte… In Anspruch nehmen kann ich keinerlei Leistungen, da die 125 € Entlastungsbetrag zwar zustehen würde, aber es aufgrund Kapazitätsengpässen durch Personalmangel keinen Pflegedienst gibt der helfen kann. Zusätzlich wäre mir ein FED (Familienentlastender Dienst) mit der Spezialisierung auf Kinder lieber – aber die Anerkennung zu bekommen ist so extrem schwierig das es so etwas kaum gibt – bei uns auf dem platten Land sowie gar nicht.
5. Thema Beruf und Pflege: Können Sie den Beruf und die Pflege vereinbaren? Wenn ja, wie haben Sie sich organisiert? Unterstützt Sie Ihr Arbeitgeber?
Ich habe leider schon viele Arbeitgeber durch – die Unterstützung ist oft eine Zeitlang vorhanden aber der ökonomische Druck auf die Arbeitgeber sorgt irgendwann dafür das es nicht mehr funktioniert. Wenn ich und meine Frau nicht beide vom Fach wären und beide massiv zurückstecken und uns uneingeschränkt füreinander einsetzen würden wäre vieles nicht möglich. Pflege und Beruf ist leider kaum vereinbar – Altersarmut und ALG 2 sind vorprogrammiert. Hier wäre ein Pflegegehalt oder ein bedingungsloses Grundeinkommen dringend notwendig um der sich in der Zukunft ja noch deutlich verstärkenden Pflegebedürftigkeit im Land irgendetwas entgegen setzen zu können!
6. Tipps und Hilfen: Welche Tipps würden Sie anderen Angehörigen gerne geben? Wo erhält man die besten Informationen? Was erleichtert Ihnen die Pflege und den Pflegalltag zu Hause?
Ich würde bei der Pflegekasse auf meinem Rechtanspruch auf eine Pflegeberatung beharren und/oder mir unabhängige Pflegeberater suchen. Selbsthilfegruppen (ob im Real Life oder auch z.B. bei Facebook die Gruppe „Pflegende Angehörige“) sind Gold wert – hier helfen wir uns gegenseitig!
DerPflegefuchs.de bedankt sich vielmals für dieses Interview und Feedback!
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