Atemwegserkrankungen bei Senioren sind ein häufiges und ernstzunehmendes Gesundheitsproblem. Mit zunehmendem Alter schwächt sich das Immunsystem, was ältere Menschen anfälliger für Infektionen und chronische Erkrankungen der Atemwege macht. Erkrankungen wie COPD, Asthma und Lungenentzündungen können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und erfordern eine besondere Aufmerksamkeit und Behandlung. In diesem Artikel erfahren Sie alles Wichtige über die häufigsten Atemwegserkrankungen bei Senioren, deren Symptome, Diagnosemethoden und effektive Behandlungsmöglichkeiten, um die Gesundheit und das Wohlbefinden im Alter zu fördern. Wir von derPflegefuchs.de geben Ihnen einen umfassenden Überblick über alle Arten von Atemwegserkrankungen.
Formen von Atemwegserkrankungen
Das Feld der Atemwegserkrankungen ist sehr weit gefächert. Es gibt im Wesentlichen 3 Ursachenkomplexe nach denen sich Atemwegserkrankungen einteilen lassen.
Akute Entzündungen der Atemwege
Eindringende Krankheitserreger (Bakterien, Viren, Pilze) rufen lokal begrenzte oder sich auf mehrere Abschnitte ausweitende akute Entzündungsreaktionen der Atemwege hervor. Sie werden symptomatisch oder auch mit Antibiotika behandelt. Zu den häufigsten Krankheiten aus diesem Bereich zählen:
- Bronchitis
- Pneumonie
- Influenza
Chronisch-obstruktive Krankheitsbilder
Häufig wiederkehrende Entzündungen in Verbindung mit anderen Risikofaktoren (Rauchen, beruflicher Umgang mit atemwegsreizenden Stoffen, Allergene) können chronische Krankheiten der Atemwege auslösen. Sie sind in aller Regel progredient, das heißt mit zeitlichem Krankheitsverlauf verschlechtert sich das Bild der Krankheit zunehmend. Es gesellen sich oft weitere Krankheiten dazu. In diesem Bereich kommen regelmäßig anzuwendende Inhalationssprays und auch Kortison sehr häufig in der Behandlung zum Einsatz. Zu den häufigsten Krankheiten aus diesem Bereich zählen:
- COPD
- Asthma bronchiale
- Lungenemphysem
- Bronchiektasen
Atemwegserkrankungen durch Gewebsveränderungen
Nicht selten kommt es im Lungengewebe zu Umbauprozessen, die zu einem Funktionsverlust führen. Die auslösenden Faktoren können genetisch und autoimmunologisch bedingt sein oder durch Risikofaktoren (Rauchen, beruflicher Umgang mit atemwegsreizenden Stoffen) bedingt sein. Die Therapie ist hier sehr stark abhängig vom Gesundheitszustand des Betroffenen und endet nicht selten trotz therapeutischer Interventionen in einem vollständigen Funktionsverlust der Lunge. Zu den häufigsten Krankheiten aus diesem Bereich zählen:
- Lungenfibrose
- Sarkoidose
- Mukoviszidose
- Lungentumore
Erkrankungen anderer Organsysteme mit Auswirkungen auf Lunge und Atmung
Einige Krankheitsbilder sind zwar nicht direkt im Bereich der Atemwege anzusiedeln, haben aber aufgrund ihrer anatomischen Verbundenheit zu den Atemwegen oftmals negative Auswirkungen auf diese. Charakteristisch ist hierfür die Atemnot, die aufgrund einer ausgeprägten Herzinsuffizienz entsteht. Zu den häufigsten Krankheiten aus diesem Bereich zählen:
- Bluthochdruck
- Herzinsuffizienz
- Lungenembolie
- Cor pulmonale
Auftretende Pflegeprobleme – Hilfe für pflegende Angehörige
Umgang mit einer akuten Luftnotattacke
Ein sehr vordergründiges Problem, mit dem pflegende Angehörige von Betroffenen mit Atemwegserkrankungen konfrontiert sind, ist der Umgang mit akuten Luftnotattacken im häuslichen Umfeld. Hier geht es einerseits um das Ergreifen von Erst- und Selbstmanagementmaßnahmen und andererseits auch um die Entscheidung, wann ärztliche Behandlung notwendig wird und zu informieren ist.
Im Akutfall können folgende Erstmaßnahmen die Situation entschärfen und den Betroffenen wieder zu mehr Luft verhelfen:
- Lagerung: Oberkörper hochlagern; bei vermutlicher Herzbeteiligung die Unterschenkel niedrig lagern; ggf. die Arme leicht abgespreizt mit Kissen unterlagern oder auf den Oberschenkeln auflegen, um die Atemhilfsmuskulatur zu unterstützen; beengende Kleidung weit öffnen
- Umgebung: Fenster und Türen weit öffnen, um für eine Erhöhung der Luftzufuhr zu sorgen; keine zusätzlichen starkbelastenden Gerüche und Aerosole verwenden (im Luftnotanfall kein Deospray, Haarspray, Raumspray verwenden; Kochen unterbrechen; Duschbad oder Vollbad abbrechen)
- Medikamente: ärztlich verordnete Notfallmedikamente verabreichen und den Betroffenen bei der Handhabung unterstützen (Inhalationsspray, Nitrospray, Pari-Inhalation); Zeit für Wirkungsentfaltung lassen und den Betroffenen währenddessen nicht allein lassen (auch Inhalate brauchen 5-10 Minuten bis sie ihre Wirkungsbreite entwickelt haben); ggf. zusätzlichen Sauerstoff über eine Sauerstoffbrille oder -maske verabreichen, wenn er verordnet ist und währenddessen den Betroffenen zur ruhigen Nasenatmung anleiten
- Weitere Maßnahmen: schluckweise trinken lassen, Halsbonbon oder Mundpflege anbieten (ein trockener Mund- und Rachenraum begünstigt das Luftnotgefühl); Betroffenen nicht allein lassen oder zumindest in Ruf- und Hörweite bleiben; Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen; Betroffenen an unwichtigen Handlungen hindern (er soll sich auf das Atmen konzentrieren); kühlendes Gel auf Brust und Rücken auftragen, da der Kühlreiz zum tiefen Atmen anreizt; wenn der Betroffene zu hektisieren und zu hyperventilieren droht, gemeinsam mehrmals tief ein- und ausatmen und dabei die eigene Hand auf das Brustbein auflegen (Beruhigungseffekt)
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Luftnot ist sowohl für den Betroffenen als auch für die pflegenden Angehörigen ein sehr beängstigendes Symptom, das nicht selten blinden Aktionismus hervorruft. Mitunter münden deshalb Luftnotattacken retrospektiv betrachtet in nicht zwingend notwendigen Notarzteinsätzen. Es ist deshalb oberstes Gebot die Ruhe und Übersicht zu behalten und diese auch auszustrahlen. Seien Sie sich bewusst darüber, dass Luftnotattacken auch einen Trainingseffekt mit sich bringen und man mit der Zeit eine gewisse Routine und Handlungskompetenz entwickelt.
Nichtsdestotrotz ist es in jeder Situation nicht einfach zu entscheiden, wann es angebracht ist, medizinische Hilfe zu informieren. Entscheiden Sie unbedingt nach ihrem Bauchgefühl. Haben Sie die Befürchtung, die Kontrolle über die Situation zu verlieren und stellt sich auch bei Ihnen ein Unwohlgefühl ein, ist es in jedem Fall richtig, den Notarzt zu informieren. Seien Sie sich auch gewiss, dass Ihnen niemand einen Vorwurf macht oder es Ihnen gar in Rechnung stellen wird, wenn Sie den Notruf betätigen und sich herausstellt, dass die Situation im Nachhinein doch beherrschbar war. Lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig – ist auch hier die Devise.
Im Folgenden haben wir Ihnen ein paar Hinweise zusammengestellt, die einen Notruf in jedem Fall rechtfertigen:
- Der Betroffene ist nicht mehr ansprechbar und reagiert nicht auf Ansprache
- Der Betroffene weist eine zyanotische (bläuliche) Verfärbung der Lippen, Finger- und Zehenkuppen auf
- Der Betroffene atmet schwer mit hörbaren Atemgeräuschen, was sich auch nach Verabreichung der Notfallmedikamente und Durchführung der oben genannten Maßnahmen nicht verbessert
- Die Bewusstseinslage des Betroffenen ändert sich von wach, orientiert und ansprechbar zu verlangsamt und schläfrig
Vorbereitung von möglichen Notfallsituationen im häuslichen Umfeld
Selbstredend sind Luftnotattacken nicht planbar, aber dennoch wollen und können Sie als pflegender Angehöriger keine 24-Stunden-Rundum-Betreuung sicherstellen. Deshalb ist es wichtig, dass Sie mit ihrem zu pflegenden Angehörigen schon im Vorfeld einen Notfallplan etablieren. Hierdurch erreichen Sie auch eine gewisse Sicherheit, die Ihnen erlaubt, eigenen Terminen und Verpflichtungen nachzugehen.
Im Folgenden haben wir Ihnen ein paar Tipps für die Erstellung eines Notfallplans zusammengestellt:
- Organisation der direkten Umgebung: Notrufnummer (112) und wichtige Telefonnummern von Angehörigen, Nachbarn und Freunden gut sichtbar am Telefon anbringen und einspeichern; Notfallmedikamente in Reichweite aufbewahren; ggf. Hausnotruf mit Notfallknopf einrichten
- Medikamente: für ausreichende und funktionstüchtige Notfallmedikamente sorgen; Handhabung trainieren
- Organisation von Vertretungen: für längere Termine oder auch im Sinne einer guten Eigenregeneration ist es sinnvoll, einen Plan B für die Betreuung zu organisieren, denn auch Sie benötigen wichtige Ruhepausen
Umgang mit häuslicher O2-Versorgung
Viele Atemwegserkrankungen machen eine kontinuierliche Sauerstofftherapie auch im häuslichen Umfeld notwendig, die einer entsprechenden Organisation und Routine im Umgang bedürfen.
Sie benötigen beispielsweise in der Wohnung genügend Platz, um den Sauerstofftank aufzubewahren. Dieser darf nicht in der Nähe von Feuer- und großen Heizungsquellen stehen. Der Tank wird in einem bestimmten Rhythmus von Ihrem Sauerstoffversorger befüllt und gewartet. Ihr Sauerstoffversorger bespricht mit Ihnen mögliche Aufbewahrungsorte für den Tank, den Rhythmus für die Befüllung und auch den Umgang mit den verschiedenen Sauerstoffversorgungssystemen. Gestehen Sie sich Unsicherheiten im Umgang ein und stellen Sie unbedingt dazu Fragen. Sauerstoff ist ein lebenswichtiges, aber trotzdem gefährliches Medikament und kann bei Missgebrauch (offenes Feuer, Überdosierung) lebensgefährliche Situationen auslösen.
Umgang mit häuslicher Beatmungstherapie
Mitunter wird bei einigen Atemwegserkrankungen auch eine nicht-invasive Beatmungstherapie notwendig. Hierbei bekommen die Betroffenen ein Gerät verordnet, welches während des Gebrauchs die eigene Atemtätigkeit unterstützt und damit eine Verbesserung der Sauerstoffversorgung erreicht. Auch hiermit sind viele Unsicherheiten verbunden, die Sie unbedingt anerkennen und gegenüber dem medizinischen Team (Hausarzt; Stationsarzt und Pflegeteam im Krankenhaus; häuslicher Pflegedienst) ansprechen sollten. Ihre Aufgaben bestehen aber darin, sich selbst und Ihren zu pflegenden Angehörigen im Umgang mit dem Gerät schulen zu lassen. Hierzu gehören:
- Handhabung der Maske
- Sicheres An- und Ausschalten
- Sichere Aufbewahrung im Standby- und Gebrauchsmodus
- Bereitstellung der Akkukapazität
Cave: Das verordnete Gerät hat vor eingestellte, individualisierte Parameter gespeichert, die Sie nicht selbst verstellen sollten, da hiermit unter Umständen sehr gefährliche Missversorgungen unter der Therapie entstehen könnten.
Wie vermeidet man Symptomverschlechterungen bei Atemwegserkrankungen?
Ein weiterer wichtiger Aspekt im Umgang mit Betroffenen von Atemwegserkrankungen liegt in der Vermeidung von Symptomverschlechterungen. Viele Atemwegserkrankungen gelten als chronisch und bringen damit unweigerlich die negative Eigenschaft der schrittweisen Verschlechterung des allgemeinen Gesundheitszustandes mit sich. Im Zuge der Krankheitsverarbeitung ist es zwar wichtig, diese negative Eigenschaft anzunehmen und einen Umgang damit zu finden. Aber man muss sie auch nicht tatenlos hinnehmen, sondern kann selbst einiges dafür tun, um den progredienten Verlauf zumindest zu verlangsamen. Die wichtigsten Säulen sind dabei:
- Stärkung des Immunsystems: Auch in Alter und Krankheit stärken eine gesunde und ausgewogene Ernährung, eine ausreichende tägliche Trinkmenge und moderate Bewegung das Immunsystem. Eine ausgewogene und gesunde Ernährung ist auch wichtig, um der häufig mit chronischen Atemwegserkrankungen verbundenen Mangelernährung entgegen zu wirken. Auch beim Trinken ist hier ein wenig Aufmerksamkeit der pflegenden Angehörigen gefragt (à sehen Sie dazu unseren Artikel zum Flüssigkeitshaushalt an). Der moderaten Bewegung kommt bei Atemwegserkrankungen ein großer Stellenwert zugute. Denn neben der Erhaltung der körperlichen Leistung hilft sie auch dabei, die Effizienz der noch vorhandenen Lungentätigkeit aufrecht zu erhalten.
- Regelmäßige Medikamenteneinnahme: Betroffene von Atemwegserkrankungen haben oft täglich eine große Anzahl verordneter Medikamente einzunehmen. Hier ist zwingend auf eine regelmäßige Einnahme zu achten. Gerade die verordneten Inhalationssprays können nur dann effektiv wirken, wenn sie richtig und täglich genommen werden.
- Regelmäßige Anwendung des Atemtrainings: Im Rahmen von physiotherapeutischen Anwendungen erhalten die Betroffenen zahlreiche Tipps, wie sie ihre Atemtechnik positiv beeinflussen können, um dadurch die Atemtätigkeit trotz Krankheit effizient gestalten zu können. Diese Übungen bringen aber nur dann den gewünschten Effekt, wenn sie auch regelmäßig trainiert und angewendet werden. Vielleicht hilft es Ihrem Angehörigen auch, wenn Sie ihn auf ein paar Sitzungen begleiten um ihn später Zuhause besser anleiten und unterstützen zu können. Außerdem helfen regelmäßige Atemübungen das typische Symptom des Aufgebläht seins zu lindern, worunter Betroffene von Atemwegserkrankungen häufig leiden.
- Vermeidung von Hochrisikosituationen: Es gibt Situationen und Momente, die ein besonders hohes Risiko in sich bergen, das Immunsystem zu schwächen und anzugreifen. Jede zusätzliche Infektion der Atemwege kann nämlich den Krankheitsverlauf zusätzlich beschleunigen. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um größere Menschenansammlungen in den Wintermonaten und lange Krankenhausaufenthalte. Hier können neben der Vermeidung dieser Situationen auch besondere hygienische Maßnahmen getroffen werden, die das Ansteckungsrisiko minimieren. In der Apotheke können beispielsweise Händedesinfektionsmittel, hygienische Mundschutzeinrichtungen und andere Utensilien erworben werden.