Gewalt in der Pflege

Gewalt in der Pflege

Die wichtigsten Informationen für pflegende Angehörige

Angehörige von Pflegebedürftigen stehen oft vor großen Herausforderungen und müssen Dinge bewältigen, mit denen sie vorher noch nie im Leben Berührungspunkte hatten. Eines dieser Themen ist die Gewalt in der Pflege. Informationen und Tipps für die Praxis finden sie hier.

Welche Gründe gibt es für Gewalt in der Pflege?

Es gibt ganz verschiedene Gründe, weshalb Gewalt in der Pflege vorkommt. Sehr oft lässt sie sich nicht nur auf einen Faktor oder eine Ursache zurück führen, sondern kommt durch ein Zusammentreffen mehrerer Faktoren zustande.

Pflegende Personen

Beispielsweise können gewaltsame Situationen entstehen, wenn die pflegende Person schlichtweg mit den Pflegeaufgaben überfordert ist. Auch persönliche Probleme wie finanzieller oder gesundheitlicher Art können ausschlaggebend sein. Ein Gewaltpotential ergibt sich außerdem, wenn es kaum soziale Kontakte zur Außenwelt gibt oder die Wohnverhältnisse sehr beengt sind. Menschen, die Gewalt bereits am eigenen Leib erfahren haben, neigen häufiger dazu, sich selbst ebenfalls anderen gegenüber aggressiv zu verhalten.

Pflegebedürftige Personen

Aggressivität kann auch durch subjektive Gefühle wie Hunger oder ein dringendes Toilettenbedürfnis entstehen. Manche Menschen neigen dazu, aggressiv zu werden, wenn ihnen eine sinnvolle Beschäftigung fehlt.

Natürlich gibt es darüber hinaus auch Veränderungen des Gehirns, die auf Krankheiten zurückzuführen sind. Ein Beispiel hierfür ist beispielsweise Demenz, denn erkrankte Menschen agieren hier oft aggressiv, weil sie Reize nicht einordnen können, sie nicht verstehen und sich daher bedroht fühlen. Dafür kann schon ein unerwarteter Handgriff des Pflegepersonals ausreichend sein.

Die Menschen, welche die Pflege empfangen, fühlen sich in diesen Momenten hilflos, ängstlich, schämen sich und die Verzweiflung steigt stetig. Außerdem kann das aggressive Verhalten natürlich auch zu körperlichen Schmerzen und Verletzungen führen.


Nützliche Alltagshilfen


Welche grundlegenden Regeln sollten also beachtet werden?

Gewaltprävention

Ganz oben auf der Liste, um Gewalt und Aggression in der Pflege gar nicht erst entstehen zu lassen, sind ein gutes Fingerspitzengefühl und ein hohes Maß an gegenseitigem Verständnis. Ein wirkliches Patentrezept gibt es hier allerdings nicht.

Es sollten immer die ganz individuellen Ursachen für die Aggression beleuchtet werden. Im Anschluss kann dann ganz individuell nach Lösungen für die Situation gesucht werden. Dennoch gibt es natürlich Faustregeln, die in jedem Falle beachtet werden sollten und Hilfe bieten können. Diese werden im Folgenden einmal beleuchtet:

  • Seine Rechte kennen: Die Menschen, die Pflege empfangen, haben die selben Rechte wie jeder andere Mensch auch. Dies umfasst auch das Recht auf einen respektvollen Umgang, Privatsphäre, Sicherheit und Freiheit. Natürlich unterliegen die Menschen wie alle anderen auch den rechtlichen Vorschriften des Grundgesetzes sowie dem Sozialgesetzbuch.
  • Die Rechte Charta für pflege- und hilfbedürftige Menschen: Es gibt die sogenannte Pflege Charta, in deren acht Artikeln festgehalten wird, welche Rechte im alltäglichen Umgang mit pflege- und hilfbedürftige Menschen beachtet werden sollten. Hier findet sich eine konkrete Erläuterung aller Rechte. Wird eines dieser Rechte missachtet, besteht hier eine Form von Gewalt.
  • Die Selbstbestimmung des Patienten achten: Alle Menschen haben das Recht, selbst zu entscheiden, wie sie ihren Alltag leben, was er zu essen haben möchte und wie oft er sich waschen möchte. Dieses Recht besteht auch, wenn andere Menschen die Entscheidungen nicht nachvollziehen können oder eine andere Meinung vertreten-
  • Erhalt des Selbstvertrauens und der Selbstständigkeit: Eines der zentralen Ziele, welches bei einer guten Pflege erreicht werden sollte, ist das Selbstvertrauen und die Selbständigkeit des Patienten stets zu wahren. Das Zauberwort ist hier: Aktivierende Pflege. Dies bedeutet, dass der Patient dabei unterstützt wird, selbstständig Dinge zu vollbringen und aktiv mitzuwirken. Dadurch wird sichergestellt, dass das eigene Selbstvertrauen erhalten bleibt und Fähigkeiten nicht vernachlässigt werden. Patienten, die an Demenz erkrankt sind, brauchen dafür allerdings sehr genaue Anweisungen.
  • Sicherheit geben: Feste Abläufe, Rituale und Strukturen vermitteln ein Gefühl der Sicherheit. Dies gilt zum Beispiel bei der Körperhygiene oder der Nahrungsaufnahme. Damit können Aggressionen, die eventuell entstehen könnten, von vorneherein eliminiert werden.
  • Das Vermeiden von Zeitdruck: Natürlich ist die Pflege eine anstrengende Tätigkeit, und zwar für beide Parteien. Es sollte stets darauf geachtet werden, dass der Druck an Terminen oder Handlungen nicht zu groß wird. Ruhe und Pausen sollten immer Platz im Zeitplan finden. Dies sorgt für Entspannung und eine positive Grundstimmung und Atmosphäre.
  • Positive Momente erleben: Tolle Erlebnisse und gemeinsame schöne Momente kommen in der Pflege oft zu kurz. Daher sollten aktive schöne Zeiten geschaffen werden, beispielsweise durch eine liebevolle Geste oder das gemeinsame Schwelgen in Erinnerungen oder Fotoalben.

Natürlich kommt es besonders in der Pflege auch immer ganz auf die individuelle Beziehung zwischen der Pflegekraft und dem Patienten an. Dennoch sollten die oben genannten Grundregeln immer beachtet werden, damit aufkommenden Aggressionen und Gewalt bereits im Vorfeld vermieden werden können. Denn hier gilt auch der Grundsatz: Vorsicht ist immer besser als Nachsicht.

Quellen: Die Informationen zum Thema „Gewalt in der Pflege“ wurden größtenteils beim Zentrum für Qualität in der Pflege recherchiert.

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